Geologische Zeittafel - Jura - Kreide - Tertiär: Alttertiär, Miozän, Pliozän - Pleistozän - Holozän (weitere Informationen zur Erdgeschichte)
Die Lonetal-Höhlen Lone und Hungerbrunnen Zu den Geotopen
nach Dongus, Fezer, Hegele, Krämer, Mader, Wagner
Fohlenhaus Bocksteinhöhle
Vor 150 Millionen Jahren - Jura
Setzen Sie sich an einem sonnigen Tag auf die Stufen der kleinen Schutzhütte auf dem Bockstein, schauen hinunter in das weite Becken zu seinen Füßen und stellen Sie sich vor ...
Korallenriff, Aquarell von Roland Spohn, Engen Seeigel Koralle Ammonit Kalzit Dolomit
Sie sitzen auf einem Riff im randtropischen Meer. Die Temperatur beträgt
30°C, und der weiße Strand und die türkisblaue Lagune sind in gleißendes
Sonnenlicht getaucht. Palmfarne, Samenfarne und einige Koniferen wiegen sich im
Wind und spenden ein wenig Schatten. Auf dem Boden wachsen Farne,
Bärlappgewächse und Moose. Ein Dickicht aus Schachtelhalmen markiert den
Übergang zur flachen Lagune. Große Libellen, der Flugsaurier Pterodaktylus und
sogar der Urvogel Archäopteryx kreisen über uns. Im über 20°C warmen Wasser des
Jurameeres schwimmen zwei Meter lange Meereskrokodile, die nach allem schnappen,
was sich bewegt und kleiner ist als sie: Tintenfische, ihre Verwandten, die
Belemniten, außerdem Ammoniten, bis zu 20 Zentimeter große Garnelen,
Schmelzschuppen- und Knorpelfische sowie Haie und Qastenflosser. Am Grund der
Lagune wiegen sich Seelilien im Wasser, am Rande des Riffs leben Seeigel.
Wir befinden uns im Jura, 150 Millionen Jahre vor unserer Zeit. Die Region ist
von einem Teil des Weltmeeres, dem Jurameer, bedeckt. Darin herrscht, wie
Fossilien bezeugen, vielfältiges Leben. Chemische Reaktionen und zahlreiche
Organismen, zum Beispiel in Muschelschalen oder Korallen, binden im Wasser große
Mengen Kohlendioxid aus der Luft. So entstehen aus Meeressedimenten allmählich
mächtige Kalksteinschichten, dazwischen tonhaltige Mergellagen. Ein Teil der
versteinerten Riffe im Jurameer verwandelt sich in kristallinen, körnig-sandigen
Dolomit, der in der Sonne glitzert. Das Verwitterungsprodukt Dolomitsand wurde
früher in Sandgruben bei Urspring gewonnen und als Feg- oder Maurersand
verwendet.
Gegen Ende der Jurazeit hebt sich das Schichtenpaket aus dem Wasser, und das
Meer zieht sich allmählich zurück. In den flachen Lagunen zwischen den
Korallenriffen finden wir Ablagerungen, die aus Mergel („Zementmergel“)
bestehen, einer Mischung aus Kalk und Ton. Nach diesem Mergel grub man in den
Wacholderheiden namens Landgarben und Hätteteich, die zu beiden Seiten der
Straße von Halzhausen nach Luizhausen liegen. Der Mergel wurde als Kalkdünger
und zur Verbesserung des Bodens auf die „ausgemergelten“ Felder gestreut. Im
unruhigen Relief der ehemaligen Mergelgruben konnten sich nur sehr kalkhaltige
Mergel-Rohböden bilden. Auf ihnen wachsen heute botanische Kostbarkeiten.
Die unterschiedlichen Gesteine wurden von der Urlone und ihren Nebenflüssen
herauspräpariert. Die weichen Zementmergel konnten sie leicht herausräumen; hier
entstanden Talweitungen. An anderer Stelle musste sich das Wasser seinen Weg
mühsam durch harte Riffkalke bahnen; hier entstanden enge Täler. Die
Felsen des Lonetals und seiner Seitentäler wie auch die Kuppen der Alb sind
folglich nichts anderes als versteinerte Riffe! Weil dieser Kalkstein keinerlei
Schichtung zeigt, bezeichnet man ihn auch alsMassenkalk.
In historischer Zeit wurde der Kalkstein in zahlreichen Steinbrüchen abgebaut
und anschließend in Kalköfen gebrannt. Diesen Branntkalk hat man, wie auch den
in Wasser aufgerührten Löschkalk, zum Weißen der Ställe und Keller, zum
Verputzen der Häuser oder als Bestandteil des Kalkmörtels beim Bauen verwendet.
Der letzte noch erhaltene Lonetal-Kalkofen stand in der Industriestraße in
Amstetten, das heute noch ein Zentrum für Kunststeinindustrie ist. Leider wurde
der Kalkofen in Unkenntnis seiner Bedeutung um das Jahr 2000 abgerissen. Heute
sind nur noch der Westerstetter und der Burgberger Steinbruch in Betrieb. Sie
liefern Rohstoffe für die Bau-, Putz- und Waschmittelindustrie.
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Vor 75 Millionen Jahren - Kreide
In der Kreidezeit ist aus dem Meeresboden Land geworden. Die ersten Flüsse
gestalten das Relief der Erdoberfläche in unserem Raum. Einer davon ist unsere
Lone, die hoch über dem heutigen Oberrhein ihren Ursprung hat und in der Nähe
des heutigen Alpenrandes ins Weltmeer mündet. Ein mächtiger, mindestens 300
Kilometer langer Fluss, vielleicht der größte in Süddeutschland! Zwar gibt es
keine konkreten Beweise dafür, aber die weitere Flussgeschichte deutet darauf
hin. Von Süden her drückt der nach Norden wandernde Kontinent Afrika auf die
europäische Landmasse, und im Nordwesten breitet sich der Atlantische Ozean aus.
Dazwischen wird Europa „zerquetscht“ und legt sich in Falten. Dort wo sich heute
der Oberrhein befindet, wölben sich die Gesteinsschichten nach oben – so lange,
bis der Scheitel des Gewölbes infolge der Dehnung nach unten sackt und einen
Grabenbruch bildet. Im Bereich unserer Alpen werden die Gesteinsschichten nach
unten gedrückt, intensiv verfaltet und überschoben. Auftriebskräfte heben sie
schließlich empor.
Die starre Kalksteinplatte aus der Jurazeit hält diesen Kräften nicht stand. Sie
zerbricht und wird seitdem von vielen Rissen durchzogen. Kohlendioxidhaltiges
Regenwasser dringt ein, die Kohlensäure löst den Kalkstein auf und erweitert die
Spalten zu Klüften. Die Verkarstung beginnt.
Entstehung von Höhlen durch Verkarstung: Die Verkarstung kann man vereinfacht
durch folgende Reaktionsgleichung darstellen:
CaCO3 (Kalkstein) + H2CO3
(Kohlensäure, entstanden aus Niederschlags- und Bodenwasser + Kohlendioxid H2O
+ CO2) -> Ca(HCO3)2
Calciumhydrogencarbonat (10 x wasserlöslicher als Kalkstein) -> Ca2+
+ 2HCO3 - = gelöster Kalk.
Quelle: Landeswasserversorgung Alter Kalkofen in Amstetten (wurde abgerissen)
1. Oberflächenwasser durchdringt die Klüfte des Kalkgesteins. 2. Oberflächenwasser trifft auf Grundwasser oder eine wasserundurchlässige Schicht und fließt unterirdisch weiter. Beginnende Verkarstung durch Freisetzung von CO2. Ponore (Schlucklöcher), Dolinen und Höhlen entstehen.
3. Fortgeschrittene Verkarstung. Oberirdisch: Dolinen, Erdfälle, Trockentäler und Quelltöpfe entstehen. Unterirdisch: Höhlen und Karstwasserkörper entstehen. Verkarstung ist nicht nur ein Zustand (Karstlandschaft), er ist vor allem ein geologisch-geomorphologisch fortlaufender Prozess!
Vor 50 Millionen Jahren - Eozän und Oligozän
Bohnerze Doline Trockental
Im Alttertiär (Eozän, Oligozän) bekommt die Landschaft unserer Region ein
Gesicht: Flüsse bilden Täler, dazwischen liegen Höhenrücken. Die Flüsse fließen
Richtung Osten oder Südosten, wo ein Teilmeer des großen Weltmeeres ihr Wasser
aufnimmt. Es ist immer noch sehr warm, die Temperatur beträgt im
Jahresmittel etwa 18°C bis 20°C. Unter den wechselfeuchten subtropischen bis
randtropischen Bedingungen laufen Verwitterungsprozesse schnell ab, und es kommt
zur Bildung von stark eisenhaltigen roten Lehmen. In Senken mit wechselnden
Bodenwasserständen lagert sich Eisenhydroxid an kleine Ton- oder Sandkörner an,
die dadurch immer größer werden; manche erreichen einen Durchmesser von mehreren
Zentimetern. Bohnerze aus dem Mineral Goethit (FeOOH) entstehen. In späteren
Perioden der Erdgeschichte werden diese Körner vom abfließenden Regenwasser in
Klüften und Dolinen zusammengeschwemmt. Dieses Bohnerz hat der Mensch bereits
vor über 2000 Jahren als Eisenerz abgebaut und verhüttet. Die Verkarstung
schreitet fort. Einige hoch gelegene Täler werden bereits zu Trockentälern, und
das Grundwasser sinkt ab. In den Hohlräumen des Kalkgesteins fließen
unterirdische
Flüsse; ihre Fließrichtung ist, entsprechend der Neigung der Schichten, exakt
die gleiche wie die der oberirdischen Flüsse.Zurück
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Vor 20 Millionen Jahren - Miozän
Wir befinden uns im mittleren Tertiär, im Miozän. Säßen wir jetzt auf dem Bockstein, bräuchten wir eine Tauchausrüstung, die es uns ermöglicht, mindestens 50 bis 100 Meter tief zu tauchen ...
Das Meer, nun subtropisch warm wie das
Mittelmeer, kommt mehrmals wieder und dringt in das Becken ein, das zwischen den
Alpen und der von Südosten nach Nordwesten schräg ansteigenden Kalksteintafel
der Schwäbischen Alb liegt. Zeitweise wird es vom großen Weltmeer abgeschnitten
und dadurch zum Süß- oder Brackwassersee. Das unruhige Bodenrelief, das die Lone
und ihre Nebenflüsse gestaltet haben, wird eingeebnet. Das Ergebnis ist die
Flächenalb: die Ulmer Alb und die Altheimer Ebene. Die Wogen des Meeres branden
an den harten Kalkstein und schaffen an manchen Stellen Steilküsten. In dieses
Meer mündet zwischen Halzhausen und Westerstetten die erste richtige Lone, ein
großer, über 200 Kilometer langer Fluss, der seinen Ursprung weit im Westen,
hoch über dem heutigen Nordschwarzwald hat. Woher weiß man von den alten
Flüssen? Hoch oben aufden Kuppen der Stubersheimer Alb liegt Juranagelfluh. So
nennt man in Lehme eingepackte Flussgerölle aus Kalkstein. Aus der Größe der
Gerölle schließen Geologen auf die Beschaffenheit und Länge des Weges, den sie
im Wasser zurückgelegt haben. Danach muss die Urlone ausschließlich durch
Kalkstein geflossen und weit mehr als 100 Kilometer lang gewesen sein. Aber
wieso liegen diese Gerölle heute auf den Kuppen und nicht in den Tälern? In
solchen Fällen spricht der Geologe von Reliefumkehr. In der Tertiärzeit wurde
der Kalkstein in den Flusstälern durch eine Packung Lehm, dem vom Fluss
abgelagerten Auelehm, vor der Auflösung geschützt. Während die Landschaft rings
umher durch Lösungs- und Erosionsprozesse tiefer gelegt wurde, blieben die
Talreste, und damit die Gerölle, in der Höhe liegen – eine Umkehrung der
normalerweise gültigen geologischen Lageregel, die besagt, dass ältere Sedimente
tiefer liegen! Diese Juranagelfluhschotter sind älter als die eigentlichen
Urloneschotter, die man in der Umgebung von Bernstadt findet. Heißt das, dass
der Juranagelfluhfluss ein Nebenfluss der Urlone war, von der es heute keine
Überreste mehr gibt? Oder war der Juranagelfluhfluss für einige Zeit der
Hauptfluss und die Urlone sein wichtigster Nebenfluss? Wir wissen es nicht.
Da die Gerölle in wasserundurchlässigen Lehm gepackt sind, waren die Orte, an
denen sie vorkommen, besonders zur Besiedlung geeignet. Man musste nur eine
Grube („Dorfhüle“) graben, warten, bis sie sich mit Regenwasser gefüllt hatte,
undschon war die Versorgung mit Brauchwasser auf der an sich wasserlosen
Albhochfläche gesichert.
Verbindet man die in-situ-Vorkommen der Gerölle zu einem Fluss-Längsprofil,
stellt sich heraus, dass das heutige Gefälle zu groß für einen Fluss mit dieser
Geröllgröße ist: ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Alb nach dem Miozän
noch weiter „gekippt“ wurde! Die Küstenlinie des miozänen Molassemeeres (von lat.
molare = mahlen) zieht sich als weithin sichtbare Geländestufe längs über die
Alb. An vielen Stellen der Steilküste, so bei Altheim und Heldenfingen, bildete
sich ein richtiges Kliff aus. Im Spritzwasserbereich lebten Bohrmuscheln und
Bohrwürmer. Ihre Wohnlöcher, die in den Kalkfels gefräst sind, schützten sie vor
Brandung und belegen heute die Existenz der Küstenlinie. Während die
Wasseroberfläche immer exakt waagrecht ist, neigt sich die Klifflinie mit rund
zwei Prozent Gefälle von Südwesten nach Nordosten – ein weiterer Beweis für eine
spätere Kippung der Alb.
Im Lonetal selbst sind die sandigen Ablagerungen des Molassemeeres natürlich
längst abgetragen, doch in der Umgebung trifft man noch auf seine Spuren. So
zeigt die Sandgrube im Oberen Hau zwischen Söglingen und Ballendorf in ihrer
Schichtenfolge der oberen Meeresmolasse das allmähliche Vordringen und den
schnellen Rückzug des Meeres auf. In der Ramminger Sandgrube erkennt man sehr
gut die unterschiedlichen Ablagerungsbedingen im küstennahen Meer; in den
Öllinger Sandgruben sind die Erfolgsaussichten bei der Fossiliensuche (Austern,
Rochenplatten, Haifischzähne) ganz gut.
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Vor 5 Millionen Jahren - Pliozän
Das Meer zieht sich im Pliozän zurück. Rhein und Neckar nehmen der Lone den Oberlauf und einige Nebenflüsse, die Brenz wird zum Hauptfluss auf der Ostalb und mündet in die junge Donau. In weiten Talschlingen, höher gelegen als der heutige Talboden und vorgezeichnet durch die große Urlone, fließt die pliozäne Lone zum mittlerweile trocken gefallenen Grund des ehemaligen Molassemeeres. Hier gräbt sie sich ein neues, ihrer jetzigen Größe angepasstes Tal mit engen Talschlingen. Versteinerte Riffe des alten Jurameeres bieten ihr Widerstand, aber den weichen, wasserundurchlässigen Mergel, der dazwischen lagert, kann sie leicht ausräumen. Das Ergebnis sehen wir in den Talweitungen des mittleren und unteren Lonetales, etwa bei Westerstetten, bei Breitingen oder am Bockstein. Die Riffe bleiben als Felsen stehen.
An den vielen Talterrassen über dem heutigen Lonetal kann der geübte Kartenleser pliozäne Talreste erkennen. Der Hägelesberg bei Urspring, gekrönt von einer keltenzeitlichen Wallanlage, ist ein Umlaufberg der Urlone, die an dieser Stelle eine Flussschlinge durchbrochen hat. Dadurch erhöhte sich ihre Fließgeschwindigkeit, und sie konnte ihr Tal tiefer einschneiden. Zurück zur Zeittafel
Vor 2,5 Millionen Jahren - Pleistozän
Im Pleistozän wechseln sich kalte und wärmere Perioden ab, insgesamt wird es kälter. In den Warmzeiten ähnelt das Klima dem unsrigen, in den Kaltzeiten ist es einige Grade kälter – ein Klima wie heute im äußersten Norden Skandinaviens. In den Kaltzeiten verhindert Dauerfrost die für den Karst typische unterirdische Entwässerung (blockierter Karst). Neue Flusstäler bilden sich, die in den Warmzeiten wieder trocken fallen. Im Frühjahr, wenn das Regen- und Schmelzwasser aufgrund des gefrorenen Bodens unterirdisch nicht abgeführt werden kann, kommt es heute manchmal zu Überschwemmungen in den Trockentälern. Dann können wir uns gut vorstellen, wie es im Kaltzeitsommer des Pleistozäns ausgesehen haben muss. In den Kaltzeitwintern des Pleistozäns liegt aufgrund der geringen Niederschläge nur wenig Schnee; im Sommer taut der Boden oberflächlich auf. Die Phasen des Auftauens und Gefrierens wechseln häufig, wodurch der oberflächennahe Kalkstein zerbröselt. Der Boden wird schmierig und beginnt langsam zu fließen. Dieser „Solifluktionsschutt“ sammelt sich in den Tälern und Senken an, weshalb wir heute im Lonetal kaum Lonegerölle sondern fast nur Eiszeitschutt finden. Manchmal wird Lössstaub aus den großen Schotterflächen im Alpenvorland ausgeweht und lagert sich auf der Alb ab. Daraus entwickeln sich später die fruchtbaren Böden auf der Lonetal-Flächenalb. Zurück zur Zeittafel
Vor 100 000 Jahren - Würm-Kaltzeit
In der letzten Kaltzeit, der Würm-Kaltzeit,
hinterlässt der erste Mensch seine Spuren im Lonetal. Der Neandertaler nutzt die
Höhlen als Unterschlupf, er jagt,sammelt und fischt und benutzt Werkzeuge aus
Stein und Knochen.
Der Neandertaler verschwindet - und vor 40 000 Jahren wandert der moderne Mensch
- wie schon vor ihm der Neandertaler - entlang der Donau in Europa ein und
schafft im Lonetal und im Achtal bei Blaubeuren die ältesten plastischen
Kunstwerke der Menschheit.
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Haldenstein Hohlenstein-Stadel Vogelherd
Der Verkarstungsprozess führt dazu, dass das Kalksteinpaket der Schwäbischen Alb allmählich wie ein Schweizer Käse durchlöchert wird. Ein Flusstal nach dem andern fällt trocken, bis die Alb schließlich von einem Netz von Trockentälern überzogen ist. Die Verkarstung erfasst immer tiefer liegende Schichten, das Karstgrundwasser wandert ebenfalls in die Tiefe, und die früher Wasser führenden Höhlen fallen trocken. Aus dem Wasser, das in die Höhlen tropft, entstehen Tropfsteine und andere Kalksinterformen. Vonder Höhlendecke wachsen Stalaktiten und vom Höhlenboden Stalagmiten, bis sich beide zu Tropfsteinsäulen, den Stalagnaten, vereinigen. Der Formenreichtum der Tropfsteine ist unglaublich. Bis auf die 37 Meter tiefe Altheimer Klufthöhle (im ehemaligen Steinbruch am Schönen Bühl, verschlossen, Begehung gefährlich!) handelt es sich bei den Höhlen im Lonetal um Horizontalhöhlen, meist vom Backofentyp. Das heißt, sie steigen zu ihrem Ende hin an, weshalb sich die leichte Warmluft darin sammeln kann. Für die Menschen der pleistozänen Würm-Kaltzeit war das sicher von Bedeutung.
Das Höhlendach der Haldensteinhöhle bei Urspring ist im Mittelalter im
Eingangsbereich eingestürzt. Da die 35 Meter lange Höhle seltenen Spinnen und
Insekten und im Winter Fledermäusen als Zuflucht dient, ist der Höhlengang für
Besucher nicht zugänglich.
Der Salzbühl bei Bernstadt birgt die erste der zahlreichen Höhlen im
mittleren Lonetal. Es handelt sich um einen acht Meter langen und zu Beginn
sieben Meter hohen Felsspalt.
Das Wahrzeichen des Lonetals ist das Fohlenhaus auf der Gemarkung
Langenau, ein ungefähr 20 Meter hoher, steil aufragender Massenkalkfelsen, in
dessen Fuß sich zwei kleinere Höhlen befinden.
Im Bocksteinmassiv, Gemeinden Rammingen und Öllingen, liegen mehrere
Höhlen: das Westloch, die eigentliche Bocksteinhöhle mit dem Törle, das
Bocksteinloch mit der Bocksteinschmiede und der Bocksteingrotte.
Im Hohlenstein, Gemeinde Asselfingen, befinden sich die längsten Höhlen
des Lonetals: die Bärenhöhle (Länge 72 Meter), der Stadel (Länge
60 Meter) und dazwischen die Kleine Scheuer.
Der Vogelherd ist die Ruine einer Durchflusshöhle mit drei Eingängen und
mehreren Kleinhöhlen, deren Länge insgesamt 81 Meter beträgt.
Am Rande des Hürbetals liegt die mit 587 Meter längste Schauhöhle der
Schwäbischen Alb, die Charlottenhöhle. Unten im Hürbetal informieren die
Höhlen ErlebnisWelt, das Museum HöhlenSchauLand und die Geopark-Infostelle im
HöhlenHaus anschaulich über die Karstlandschaft der Schwäbischen Alb, die Urzeit
des Menschen und über die Charlottenhöhle. Auf einem Zeitreisepfad entlang des
Weges zur Charlottenhöhle kann man sich in die Zeit des Höhlenbären
zurückversetzen. Ein Steinzeit-Erlebnis-Areal mit Abenteuer- und
Wasserspielplatz lädt vor allem Kinder ein.
Verschiedene Typen von Dolinen zeugen von der Verkarstung der Region und
verweisen auf eingebrochene, oberflächennahe Höhlendecken und Klüfte, die sich
trichterförmig nach oben erweitert haben. Dolinenreihen, wie man sie auf der
Erdoberfläche am Ende der Charlottenhöhle findet, sind Hinweise auf verstürzte
Höhlen im Untergrund – Fortsetzungen der Charlottenhöhle?! Einzeln vorkommende
Dolinen haben sich fast nur im Wald erhalten. Auf dem freien Feld behinderten
sie die Bauern bei der Bewirtschaftung und wurden fast ausnahmslos aufgefüllt,
nicht selten mit Abfall.
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Lone, Lonetopf
und Hungerbrunnen
Lonetopf, mal so ... ... mal so Versickerung bei Bernstadt Der Hungerbrunnen läuft ... oder läuft nicht
„Bodenlos“ nannten die Älbler den tatsächlich nur 4,2 Meter tiefen
Lonetopf im Ortskern von Urspring. Es handelt sich um einen typischen
Karstquelltopf, in dem das Karstwasser, das sich auf den kaum
wasserdurchlässigen Lacunosamergeln (Weißer Jura) staut, an die Erdoberfläche
drückt. Hier, in der Nähe der unterirdischen Karstwasserscheide, schwankt die
Schüttung der Quelle aufgrund des relativ geringen Speichervolumens stark. Im
Spätsommer schüttet die Quelle oft nur zwischen 30 und 50 Liter pro Sekunde. Die
manchmal türkisblaue Farbe des Quelltopfs täuscht über die schlechte Qualität
des Quellwassers hinweg. Wie jedes Karstwasser, in dessen Einzugsgebiet
intensive Landwirtschaft betrieben wird und viele Menschen wohnen, ist es mit
Keimen und Nitrat belastet.
Warum ist der Lonetopf manchmal blau? Das Quellwasser ist gesättigt mit Kalk,
der im Quelltopf ausfällt und als Suspension (Trübe) im Wasser schwebt. Fällt
Sonnenlicht ein, werden alle Farben bis auf das Blau herausgefiltert. In
Verbindung mit dem Blau des Himmels, der sich auf der Wasseroberfläche spiegelt,
ergibt sich das faszinierende Farbenspiel.
Quelltöpfe sind artesische Quellen, und so erklärt sich auch ihre Entstehung.
Aus der Tiefe des Karstwasserkörpers gelangt Wasser unter Druck an die
Erdoberfläche, strudelt sich den Quellbereich frei und bildet einen
überfließenden Quellsee.
Unterhalb der Schönrainmühle verliert die Lone allmählich ihr Wasser und
versickert in den Klüften des Kalkgesteins. Hier speist sie den
Karstwasserkörper, der wiederum die Langenauer Quellen und die Fassungen der
Landeswasserversorgung in Langenau mit Wasser versorgt. Flussversickerung ist
eine typische Erscheinung in Karstregionen. Da die Verkarstung, also die
Auflösung des Kalkgesteins durch CO2 -haltiges Wasser, ein
fortschreitender Prozess ist, versickert immer mehr Wasser. Das bedeutet, dass
das Lonetal irgendwann ein Trockental sein wird – wie bereits alle seine
Seitentäler.
Bei der Kanalisierung der Lone um 1970 wurden die Versickerungsstellen mit
unzähligen Lkw-Ladungen Beton versiegelt. So kam es, dass die Lone für viele
Jahre zu einem dauernd fließenden Gewässer wurde – und das auf einem Untergrund,
der „löchriger ist als Schweizerkäse“! Durch die Verkarstung und das Einbrechen
von Dolinen sind mittlerweile jedoch neue Versickerungen entstanden. Ab
Bernstadt ist die Lone nur noch im Frühling ein richtiger Bach.
Der Hungerbrunnen ist eine intermittierende Karstquelle, die am Übergang
des Seichten Karsts zur äußeren Zone des Tiefen Karsts ungefähr auf der Höhe der
Karstwasseroberfläche liegt. Der Hungerbrunnen hat nur geringen Speicherraum und
reagiert sehr rasch auf Niederschläge. In niederschlagsreichen Jahren mit hohem
Karstwasserstand läuft er, in Trockenjahren versiegt er. Umgekehrt wurde schon
beobachtet, dass der Hungerbrunnen bei starken Gewitterregen nach langer
Trockenzeit als Ponor (Schluckloch) fungierte.
Die in der Quelle aufsteigenden Gasblasen bestehen aus Bodenluft. Sie wird vom
austretenden Quellstrom nach dem Prinzip der Wasserstrahlpumpe mitgerissen und
sprudelt im Quelltopf nach oben.
Der Hungerbrunnen ist eine Typuslokalität, was bedeutet, dass alle
intermittierenden Karstquellen dieser ArtHungerbrunnen heißen. Der Name geht
zurück auf die Hungersnöte, denen die Menschen auf der Schwäbischen Alb infolge
von Missernten ausgesetzt waren. Sie traten immer dann auf, wenn der
Hungerbrunnen durchgängig Wasser führte,was in kalten, nassen Jahren der Fall
war. Und da Hungersnöte Verteilungskämpfe nach sich zogen, entstand der
Volksglaube, dass ein ganzjährig fließender Hungerbrunnen auch Krieg bedeutete –
was im Ersten und Zweiten Weltkrieg sogar zutraf. Der mystische Platz des
Hungerbrunnens liegt an der Grenze zwischen der Reichsstadt Ulm und dem
Herzogtum Württemberg, dort, wo die Gemarkungsgrenzen von Altheim, Heldenfingen
und Heuchlingen zusammentreffen. 1533 wird er als Marktplatz erwähnt, und auch
als Heiratsmarkt spielte er eine wichtige Rolle, selbst heute noch: Wenn ein
junger Mann beim Brezgenmarkt am Palmsonntag seiner Angebeteten eine große
Palmbrezel schenkt, gilt das nicht nur als Liebeserklärung, sondern fast schon
als Heiratsantrag.
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